Meinungsvielfalt nicht erwünscht
Nach Jahren der Teilnahme sind unsere Imkerinnen und Imker nicht mehr beim Erntedankfest dabei
Norden – Nach Jahren der Teilnahme ist der Imkerverein Norden beim diesjährigen Erntedankfest in Norden am 1. Oktober nicht dabei. „Wir sind von den Veranstaltern ausgeladen worden“, zeigt sich Imkervereinsvorsitzender Thorsten de Buhr aus Hage enttäuscht über einen kürzlich erfolgten Anruf des Vorsitzenden des Wirtschaftsforums Norden, Günter Schneider. „Die Landwirte haben sich nach den Worten von Günther Schneider gegen die Teilnahme des Imkervereins am Erntedankfest geäußert und die eigene Teilnahme in Frage gestellt, sollten die Imkerinnen und Imker doch wie geplant am Fest mit einem Stand teilnehmen“, berichtet de Buhr von dem Telefonat mit Schneider, dem, so zeigt sich der Imkervereinsvorsitzende überzeugt, die Entscheidung und die Übermittlung der Absage nicht leicht gefallen sei. „So war jedenfalls mein Eindruck. Unser Telefonat war sachlich und fair. Ich kann die Entscheidung von Günter Schneider verstehen, da es ohne die Landwirtschaft kein Erntedankfest geben wird.“
Für Thorsten de Buhr kommt die Ausladung überraschend. Wie gewohnt aus den Jahren vor der zweijährigen Corona-Pause, hatte auch der Imkerverein eine Einladung per E-Mail für die erste Vorbereitungssitzung am 6. September erhalten. „Bei dem Treffen war alles gut. Von irgendwelchen Vorbehalten für die Teilnahme unseres Vereins war damals nicht die Rede“, erinnert sich der Hager an eine kollegiale Arbeitsatmosphäre – wenige Tage später kam die Ausladung.
Über die Gründe kann de Buhr nur spekulieren. In der Vergangenheit habe es beispielsweise im Zusammenhang mit den Themen Biosphärenreservat oder das 2020 initiierte Volksbegehren zum Artenschutz in Niedersachsen kontroverse Debatten zwischen den Imkervereinen und Vertretern der Landwirtschaft gegeben. „Das war bei uns im Norderland auch so. Es ist doch klar, dass wir als Imkerinnen und Imker in Sachen Artenschutz eine etwas andere Sichtweise als die Landwirtinnen und Landwirte haben. Natürlich ist inhaltlich beispielsweise beim Einsatz von Pestiziden hart gerungen worden und sicherlich sind hier und da auch ein paar deutliche Worte gesagt worden. Aber die Debatte ist zu keiner Zeit mit persönlichen Anfeindungen geführt worden. Es ging und geht ausschließlich um Sachargumente“, sieht de Buhr durch das Einschreiten der Landwirte die Meinungsvielfalt in Gefahr. „Wo kommen wir denn da am Ende hin, wenn Menschen, Vereine oder Institutionen von Veranstaltungen ausgeschlossen werden, nur weil sie eine andere Meinung haben. Ich würde mir wünschen, wenn das Landvolk abweichende Meinungen etwas souveräner akzeptieren würde“, hätte Thorsten de Buhr die Angelegenheit lieber direkt mit dem Vorsitzenden des Landvolks Norden-Emden, Carl Noosten, besprochen: „Ich habe mehrmals per Festnetz oder Mobil versucht, Kontakt aufzunehmen. Bislang vergeblich.“ /RF