Imkerverein wird 100 Jahre alt
Der Imkerverein Norden wird im Februar 100 Jahre alt. Genau am 18. Februar 1920 wurde der Verein gegründet. Die Zeitung berichtete der damaligen Zeit entsprechend.
Die stattliche Zahl von 48 Gründungsmitgliedem aus dem Gesamtkreis Norden rief 1920 den Imkerverein Norden ins Leben. Zu Zeiten der ,,Zuckerimker“ wuchs er bis auf 91 Mitglieder an, die 1024 Völker bewirtschafteten.
Nach dem 2. Weltkrieg entstanden weitere Vereine in der Region. Sie nahmen Imkerkollegen aus dem Verein Norden, die aus ihrem Einzugsgebiet stammten, auf. So pendelte sich seit 1960 der Mitgliederstand zwischen 40 und 50 Imkerfreunden ein.
Nur 6 Vorsitzende haben die Geschicke des Imkervereins Norden in den vergangenen 75 Jahren geleitet, ein Zeichen dafür, dass sich alle mit großem Engagement und dem Blick für die Zukunft um das imkerliche Wohl ihrer Kollegen und Kolleginnen kümmerten.
Die Umstellung auf die Zuckerfütterung nach dem 1. Weltkrieg, die Zuckerzuteilung während des 2. Weltkriegs, der Wiederaufbau und die Förderung des Honigabsatzes nach der Währungsreform 1948 waren die herausragenden Aufgaben der Vereinsführung in der ersten Hälfte der Vereinsgeschichte. Doch es sind nicht nur die für jeden sichtbaren Leistungen, die eine funktionierende Gemeinschaft fördern und erhalten. Besonders in den sicher unzähligen stillen Stunden haben sich diese Vorsitzenden mit ihren Vorstandskollegen in einem dreiviertel Jahrhundert um den Verein verdient gemacht.
Seit jeher spielte die Zuchtarbeit eine dominierende Rolle im Inikerverein Norden. Durch seine Nähe zu den Inseln übernahm er eine Pilotfunktion für den ganzen Landesverband Weser-Ems. Schon früh wurde erkannt, daß Zuchtarbeit nur bei kontrollierter Anpaarung erfolgreich sein kann.
Schon vor dem 2. Weltkrieg wurde Juist als Zuchtstation in einem Protokoll erwähnt. Die ,,lütte Swarte“ wurde dort vermehrt, wie es der Kollege Buse aus Norden beschrieb. Im Dezember 1945 wurde Jakob Lübbers aus Marienhafe zum Obmann für Zuchtwesen gewählt. Fast auf jeder Vereinsversammlung standen Zuchtthemen bei Vorträgen oder theoretischen und praktischen Schulungen an, so Tido Müller, Kassenwart des Vereins seit nunmehr 40 Jahren, der seit jeher jede Versammlung besuchte. Die Zuchtfreunde Oltmanns und Lübbers prägten damals diese Aktivsten des Vereins.
1947 wurde die Belegstelle Juist neu eingerichtet. Die Beschickung nahm rasch zu. Man wußte damals noch nichts über die Mehrfachpaarung bei Bienenköniginnen, so dass der Bericht über den Verlauf der Zuchtsaison auf Juist 1955 von sehr schlechten Begattungsergebnissen des einen Vatervolkes spricht. Erst die Versuche der Gebrüder Ruttner und der spätere Kontakt des Vereins zum Bieneninstitut Oberursel legten die Grundlagen für die heutige erfolgreiche Belegstellenarbeit auf den Nordseeinseln vor Weser-Ems.
1953 gründete sich der Züchterring Norden. Bald suchte man eine weitere Belegstelle. Norderney sollte eine Belegstelle bekommen. Doch bis sie 1962 auf ihrem endgültigen Platz in den Süddünen errichtet wurde, vergingen noch Jahre der Verhandlungen und alternativen Lösungssuche.
Seit 1965 legt der Imkerverein Norden besonderen Wert auf die Breitenarbeit in der Zucht. Es wurde erstmals Zuchtstoff abgegeben. Besonders seit der Zeit des Prüfstands Oltmanns-Brüchert nahmen die dort durchgeführten Umlarvveranstaltungen einen festen Platz in der Vereinsarbeit und in den Zuchtbestrebungen der Imker der ganzen Region ein.
Die Zuchtarbeit zeigte Früchte und machte die Bienenwissenschaft auf den Verein Norden auf merksam. In den sechziger Jahren entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem Bieneninstitut Oberursel. Professor Ruttner besuchte des Öfteren die Belegstelle Norderney. Ende der sechziger Jahre gelangten Drohnen aus Oberursel auf Norderney zur Aufstellung.
Auch neuere Untersuchungen von Bienefeld (1983) zeigten, daß die Zuchtarbeit in Weser-Ems außerordentlich effektiv war und die Leistungs- und Erhaltenseigenschaften der Zuchtstämme und über diese auch die der Landbiene erheblich vergrößert wurden. Maßgeblich daran beteiligt waren die Norder Züchter, die mit ihren Zucht- und Drohnenvölkem die Erbanlagen der Bienenvölker des Landesverbandes Weser-Ems und darüber hinaus bei vielen Züchtern in ganz Deutschland beeinflusst haben, denn bald wurde die Belegstelle Norderney aus allen Imker-Landesverbänden beschickt.
Neben der Einrichtung von Inselbelegstellen war die exakte Führung eines Prüfstandes mit verschiedenen Geschwistergruppen nötig. Besonderes Verdienst kommt dabei dem viel zu früh verstorbenen Züchter Jan Oltmanns zu, der – stets in aller Stille – für das Gemeinwohl arbeitete. Der Landesverband Weser-Ems und die Landwirtschaftskammer Weser-Ems würdigten diese Leistung durch die Verleihung der Lehzen-Medaille und des Staatsehrenpreises für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Tierzucht.
Diese Arbeit wurde über viele Jahre vom langjährigen Vorsitzenden Willfried Brüchert (†) unterstützt. Brüchert führte über 40 Jahre (!) von 1969 bis 2010 als Vereinsvorsitzender die Arbeit mit all seinen hier ungenannt bleibenden Helfern und Helferinnen in bewährter Weise fort. Im Jahre 2010 übernahm Walter Schadt das Amt des 1. Vorsitzenden, die Mitglieder wählten den verdienten Willfried Brüchert zum Ehrenvorsitzenden. Seit 2016 steht Thorsten de Buhr aus Hage an der Spitze des Vereins.