Imkerinnen und Imker aus Ostfriesland treffen sich in Hage
Referent Peter Spieker informiert űber die Varroamilbe
Anlässlich des diesjährigen ostfriesischen Imkertreffens haben sich am Sonnabend
(1. Februar 2020) auf Einladung des Imkervereins Norden etwa 50 Vertreter und Vertreterinnen der ostfriesischen Imkervereine getroffen. Vereinsvorsitzender Thorsten de Buhr wies während seiner Begrüßungsrede in den Räumen der Tanzschule Galts auf das bevorstehende „große Ereignis“ hin – den 100. Geburtstag des Vereins, der am 18. Februar 1920 von 48 Mitgliedern gegründet worden ist. Damals wurde Gemeindevorsteher Nebelsiek, Lütetsburg, zum ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt, zu seinem Stellvertreter bestimmten die anwesenden Gründungsmitglieder Kreiswegemeister Tell aus Linteln. Bis heute standen in den zurückliegenden 100 Jahren lediglich acht Imker an der Vereinsspitze. Den Rekord hält Willfried Brüchert, der den Verein von 1969 bis 2010 führte. Vorsitzender de Buhr dankte am Sonnabend seinem Vorvorgänger und Ehrenvorsitzenden Brüchert, der es sich am Sonnabend nicht nehmen ließ, gemeinsam mit seiner Ehefrau Doris an dem ostfriesischen Imkertreffen teilzunehmen und sich über aktuelle Entwicklungen in der Bienenzucht zu informieren.
Im Weiteren beklagte der Norder Vorsitzende über eine schwindende Bienenpopulation. „Die Bienenvölker werden knapp“, forderte er zu aktivem Handeln auf, um die Lebensbedingungen für die Bienen zu verbessern. „Der Klimawandel sorgt für höhere Temperaturen und das ist nicht gut für unsere Bienen“, so de Buhr, der außerdem vor einer „Verarmung der Blütenlandschaft“ warnte: „Es darf bei uns nicht so weit kommen wie es jetzt bereits in Teilen Chinas zu sehen ist, dass es keine Bienen oder andere Insekten mehr gibt und Scharen von Menschen mit Pollen die Bäume von Hand bestäuben.“
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Referat von Peter Spieker aus Rhauderfehn. Er ist Zuchtkoordinator in der Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker und beschäftigt sich seit Jahren gemeinsam mit anderen Züchtern mit dem Thema Bekämpfung der Varroamilbe. Der Parasit entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock und gilt als schlimmster Bienenschädling weltweit. Die Milbe tauchte erst in den 1980er-Jahren bei uns in der Region auf. Die Imker versuchen seitdem, die Milbe mit verschiedenen zugelassenen Medikamenten und Mitteln in Schach zu erhalten.
Mittelfristig gilt jedoch die Züchtung resistenter oder toleranter Bienen als einzige erfolgversprechende nachhaltige Bekämpfungsmethode. Eine davon heißt VSH. Die Abkürzung steht für VarroaSensitive Hygiene und bedeutet vereinfacht, dass die Bienen durch die Zucht erkennen können, ob sich in der gedeckelten Brutzelle eine Varroamilbe befindet. Die Bienen öffnen die geschlossene Zelle und räumen sie samt Milbe aus. Der Milbennachwuchs wird dabei eliminiert. Dieses Verhalten ist seit Langem bekannt, da auch die Natur durch natürliche Auslese einigen Bienen diese für die Züchter positiven Eigenschaften zukommen lassen hat.
Durch die Züchtung will man diesen Vorgang quasi beschleunigen. Die derzeit gängige wissenschaftliche Grundlage für die Züchter ist die Erkenntnis der sogenannten rezessiven Vererbung der gewünschten Eigenschaft. Das heißt, die Varroaresistenz wird nur an die Folgegeneration vererbt, wenn auch der weibliche und männliche Teil diese genetische Eigenschaft besitzt. Die Schwierigkeit liegt nunmehr darin, dass eine Königin von 10 bis 20 Drohnen begattet wird und somit eine fundierte Aussage, von welchem Drohn die angestrebte Geneigenschaft VSH-Resistenz stammt, nicht möglich ist. Die Züchter greifen daher auf die Ein-Drohnen-Besamung zurück. Hierbei wird die Bienenkönigin mit dem Samen nur eines einzigen Drohns künstlich befruchtet. Dieses Verfahren der Paarungskontrolle ist für eine effektive Zuchtarbeit Voraussetzung.
Referent Peter Spieker erläuterte den Imkerinnen und Imkern anhand von vielen Schaubildern den Verlauf der Untersuchungen, die er seit 2016 unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Züchter und „Pionier der Entwicklung“ Josef Koller aus der Oberpfalz begleitet. „Erfahrene Imker und Wissenschaftler arbeiten seit Jahren eng zusammen, um irgendwann varroafreie Völker zu ermöglichen“, warnte er allerdings vor derzeit zu großen Erwartungen. In den nächsten Jahren seien auf Basis von Auszählungen und Beobachtungen an den Bienenvölkern wichtige Zuchtentscheidungen zu treffen. Dennoch sprach Spieker am Schluss seines Vortrages von einer „schönen und interessanten Zeit, in der Züchter verschiedener Richtungen zusammenkommen.“
Die Holzwerkstatt der Behindertenhilfe Norden zeigte in einer kleinen Ausstellung ihre jüngsten Produkte, darunter verschiedene Ausführungen von Holzbeuten, Rähmchen, Futterzargen, Vogelkästen und verschiedene Modelle von Insektenhotels für den Garten. /RF